Valentyna Titova

Pokrowsk, Oblast Donezk

Valentyna Titova ist 86 Jahre alt. Die Frau spielt gerne Dame. Sie trinkt Kaffee, aber nur, wenn ihr Blutdruck sinkt. Sie ist froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, denn sie erlebt den Krieg bereits zum zweiten Mal mit eigenen Augen. Frau Valentina kommt aus der Stadt Pokrovsk in der Region Donezk. Mit fünf Jahren erfuhr sie zum ersten Mal, was Krieg ist.

„Am ersten Kriegstag wurden meine Mutter und ich verwundet: Ich am Bein, meine Mutter am Arm“, sagt die Frau. Mit Traurigkeit erinnert sie sich an ihre Kindheit. Sie sagt, es seien harte Zeiten gewesen. Ihre Mutter zog sie alleine auf. Ich habe auf der Baustelle gearbeitet, die Arbeit war sehr hart.

Wenn sie an ihre jungen Jahre denkt, wird sie etwas munterer. Sie zeigt ein altes Foto mit ihrem Mann. „Er war gutaussehend“, lächelt Frau Valentyna. „Seht, wie glücklich und schön wir hier sind!“

Der Mann stammte aus der Stadt Chust in der Region Transkarpatien. Das Paar hatte eine wunderschöne Tochter. Doch bald starb der Mann. Frau Valentyna erzählte eine interessante Geschichte, die sich zutrug, als sie gerade verheiratet und schwanger war. Sie erhielt einen Brief von einem Mann, den sie kannte. Er gestand ihr seine Liebe. Aber natürlich wies sie den Bewerber ab.

Aber sie trafen sich trotzdem. Bereits nach dem Tod ihres Mannes. Es scheint, als wäre es unser Schicksal, zusammen zu sein. Und seitdem leben sie seit 52 Jahren zusammen.

Im Laufe ihres Lebens versuchte sich die Frau in zwei Berufen: Zunächst war sie Militärkommissarin. Doch als ihre Tochter zwei Kinder zur Welt brachte, kündigte die Frau ihren Job, um ihr bei der Betreuung der Kinder zu helfen. Später arbeitete sie als Dienstbeamtin am Bahnhof.

Jetzt ist die Frau sehr glücklich, in der Notunterkunft zu sein. Denn in Pokrowsk musste Frau Valentina einen ganzen Monat lang ohne Essen auskommen. „Ich habe nur Brot gegessen und Wasser getrunken“, sagt die Frau. „Es gab keine Nachbarn mehr, alle waren weg.“ Frau Valentyna lebte in einem kleinen Haus ohne Keller. Es war gefährlich, dort zu bleiben. Freiwillige halfen der Frau bei der Flucht.