Valentyna Boriak
Pokrovsk in der Region Donezk


Valentyna Boriak verließ die Stadt Pokrovsk in der Region Donezk. Aufgrund der Offensive der russischen Armee wurde die Bevölkerung der Stadt evakuiert.
Frau Valentyna ist 71 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Kostiantynivka in der Region Donezk. Sie kann sich nur schwer bewegen, ihre Beine schmerzen. Blutdruckprobleme. In Pokrowsk konnte die Frau während des Angriffs nicht in den Keller gehen und beschloss daher, die Stadt zu verlassen, um ihrer Familie nicht zur Last zu fallen. Frau Valentyna ist seit etwa einem Monat in Iwano-Frankiwsk.
Die Frau war am Corona Virus erkrankt und ihre Beinbeschwerden haben sich seitdem verschlimmert. Sie hatte schon in jungen Jahren Probleme mit ihren Beinen.
Mit 33 Jahren stürzte die Frau bei der Arbeit. Es wurde ihr nicht rechtzeitig geholfen, sie musste lange auf den Krankenwagen warten, und dann stellte der diensthabende Arzt eine falsche Diagnose und erkannte den Bruch nicht sofort, weshalb es später zu Komplikationen kam.
Frau geht mit Gehstock. Mit dem Treppenlift fährt sie in das erste Obergeschoss der Unterkunft. Wir haben es speziell für Menschen ausgestattet, die sich nicht selbstständig fortbewegen können. Valentyna hat zwei Abschlüsse – einen in Pharmazie und einen in Wirtschaftswissenschaft. Sie arbeitete in einer Apotheke, in einem Öl Depot und in einer Wetterstation, wo sie sich übrigens verletzt wurde.
Die kleine Valia verbrachte ihre Kindheit bei ihren Großeltern im Dorf Stepanivka im Kreis Kostiantynivka. Sie erinnert sich, wie sie Gänse hütete und auf Hühner aufpasste, und dafür brachte ihre Großmutter aus der Stadt ihr Eis mit.
„Eis im Waffelbecher, sehr lecker. Das gibt es heute nicht mehr“, erinnert sich die Frau.
Die Großeltern bereiteten das Mädchen auf die Schule vor. Frau Valentyna sagt, dass sie die gesamte „Fibel“ auswendig kannte.
Das Credo von Frau Valentyna: „Begegne jedem Menschen mit Respekt und Verständnis, denn du weißt nie, was ein Mensch gerade erlebt, welche Probleme er hat.“
In ihrer Freizeit liest die Frau Bücher über die Geschichte der Ukraine. Und abends spielt sie mit anderen Bewohnern Domino und Dame. Sie sagt, die Mitarbeiter der Unterkunft seien „golden“, ihr gefalle alles, doch die Nostalgie für ihr Zuhause verliere sie nie.
Der Ehemann von Frau Valentina blieb in Pokrowsk. Er konnte seinen Haushalt nicht dem Zufall überlassen: Hühner, Nutrias und den Hund. Die Frau steht in ständigem Kontakt mit ihrem Mann. Er sagt, sie würden jeden Tag beschossen. Er vermisst seine Frau, ist aber froh, dass sie in Sicherheit ist.