Serhiy Orlov und Tetiana Orlova

Oleschky,Cherson

Serhiy und Tetiana kamen in die Notunterkunft für Binnenflüchtlinge im Januar 2023. Sie mussten ihr Haus in Oleschki aufgrund der Sprengung des Wasserkraftwerk Kachovka verlassen. Das Haus des Ehepaares wurde vom Stauwasser bedeckt. Sie warteten den ganzen Tag unter Beschuss auf dem Dachboden, bis sie auf dem Boot die Stadt verlassen konnten. Es war fast einer der schlimmsten Tage in ihrem Leben.

„Das Wasser begann ungefähr sechs Uhr am Morgen zu steigen. Ich sammelte Dokumente, einige Dinge und stieg auf den Dachboden. Um 11 Uhr stand das Wasser bereits auf Menschenhöhe. Auf dem Dachboden warteten meiner Frau und ich, bis wir evakuiert wurden. Wir sahen mit unseren eigenen Augen, wie Lehmhäuser unter Wasser gehen. Wir wissen, dass eine Person dabei starb. Niemand weiß, wie es jetzt mit unserem Haus ist.

Tetiana bestätigt die Worte des Mannes und fügt hinzu, dass sie große Angst hatten, aber trotz der Angst wagte ihr Mann, einen Hund zu retten. Die Nachbarn verließen das Haus und ließen das Tier gebunden. Serhiy hörte das Heulen des Hundes und ohne zu zögern, ging er ins Eiswasser und brachte den Hund aufs Dach eines nah gelegenen Hühnerstalls. Dann schwamm er wieder zum Hund, um ihn zu füttern.

Mit einem Lächeln erinnert sich das Paar an ihr Leben vor dem Krieg. In ihrer Jugend arbeitete Tetiana als Chef-Köchin, später als Direktorin der Schulkantinen. In ihrer Freizeit liebt es die Frau, mit ihren kleinen Enkelkindern schöne Kleider zu häkeln.

Serhiy liebt ukrainische Literatur und liest gerne die Gedichtsammlung „Kobsar“ des nationalen Dichters Taras Schewtschenko. Die Liebe zur Kreativität vermittelte ihm sein Vater. In seiner Jugend war der Mann Musiker und spielte Akkordeon. Lange Zeit arbeitete er auf einer Werft in Cherson. Dann war er Wächter im Supermarkt, und als er in einem Lagerhaus arbeitete, traf er seine Liebe – Tetiana.

Sie sind seit 14 Jahre zusammen und vor 5 Jahren machte Serhiy zum Valentinstag einen Heiratsantrag. Das Paar hat vier Kinder und viele Enkelkinder. Jeder, der die beiden sah, freute sich und nannte sie „Täubchen“, weil sie sich immer an den Händen fassten und sich gegenseitig nette Worte sagten.

„Serhiy ist ruhig, umsichtig, und ich bin aktiv und hartnäckig. Anscheinend sollte es so sein, dass man sich gegenseitig ergänzt. Es ist bei uns üblich, nett zu sprechen, uns „Sonne“ oder „Häschen“ zu nennen. Wenn ich ihn offiziell mit Namen und Vatersnamen anspreche, fragt er: „Was habe ich nicht gutgetan?“ Und ich sage: Ja, alles ist normal, es ist einfach so herausgekommen“, sagt die Frau mit einem Lächeln.

Tetiana und Serhiy sind der Caritas für das Dach über dem Kopf und den Caritas-Arbeitern für die Fürsorge und Unterstützung sehr dankbar. Die Fürsorge der Caritas spüren sie täglich.

„Die Caritas-Notunterkunft ist die beste Unterkunft. Wir haben großes Glück, dass wir hierhergekommen sind, weil es uns hier sehr gut geht. Wir dachten nie, dass fremde Menschen, die uns überhaupt nicht kennen, so viel für uns tun werden, sie schenken uns viel Aufmerksamkeit. Wir haben solche Menschen früher nie getroffen. Sie sind so voller Güte und Liebe. Vielen Dank!“