Petro Porub

Cherson

Der 76-jährige Petro Porub aus Cherson hat viel durchgemacht. Er hat in seinem Leben viel auf der Welt gesehen. Der Krieg hat seiner Geschichte lediglich neue, manchmal schmerzhafte Seiten hinzugefügt. Den Optimismus verliert der Mann jedoch nicht!

In seiner Jugend war Herr Petro energisch und ehrgeizig. Nach dem Abschluss an der Kooperativen Fachschule in Cherson ging er nach Kamtschatka, wo er als Warenexperte und später als Leiter einer Bäckerei arbeitete. Die Arbeit machte ihm Freude, doch seine Mutter bestand auf seiner Rückkehr: Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er so weit weg war.

Auf die Frage nach einer Heirat antwortet er scherzhaft, er habe „seine Freiheit für 14 Rubel verkauft“ (damalige sowjetische Währung). Eines Tages vergaß er beim Mittagessen im Speisesaal seinen Hut. Am nächsten Tag kam er zurück und fragte, ob jemand den Hut gesehen hätte. Die Mädchen sagten, dass eine der Mitarbeiterinnen den Hut genommen habe, ihn aber nur gegen eine Tafel Schokolade zurückgeben würde. Petro kaufte eine Schachtel Pralinen für 14 Rubel und lernte so seine zukünftige Frau kennen. Gemeinsam zogen sie vier Kinder groß, ließen sich aber später scheiden.

Kinder leben jetzt an verschiedenen Orten. Ein Sohn ist in Russland und Peter hat lange Zeit keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Der zweite Sohn lebt in Kanada und die beiden Töchter leben in Polen.

Die Töchter erzählen, dass es im Ausland nicht einfach sei: Die Wohnungsmiete und Probleme mit der Arbeit würden zur Herausforderung. Trotz der Entfernung versuchen alle, mit ihrem Vater in Kontakt zu bleiben und sind froh, dass er in Sicherheit ist.

Petro Porub erinnert sich mit Schmerzen an das besetzte Cherson. Die Menschen wurden gezwungen, Geld von den Besatzern anzunehmen, sonst wären sie verhungert. „Die Schlange, um Geld zu bekommen, war riesig. Jeder bekam 10.000 Rubel, und wir mussten sie ausgeben, um Lebensmittel zu kaufen“. Herr Petro litt an Diabetes, und zu allem Überfluss kam noch eine persönliche Tragödie hinzu – der Tod seiner Frau. Stress und ein unkontrollierter Blutzuckerspiegel führten zu irreversiblen Folgen. „Apotheken waren geschlossen, es war unmöglich, Medikamente zu kaufen, Ich hatte eine Gangrän und mein Glied musste amputiert werden“, sagt der Mann.

Der Aufenthalt in der Stadt war gefährlich und beängstigend, deshalb suchte der Mann nach Freiwilligen, die ihm bei der sicheren Flucht behilflich waren. Zuerst erreichte er Odessa und später landete er dank der Freiwilligen Oksana in der Notunterkunft, wo er Pflege und Aufmerksamkeit fand. „Das Personal hier ist unglaublich nett: Die Mädchen pflegen, füttern, verbinden und verabreichen Medikamente. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar!“, bedankt sich der Mann.