Natalia Kondratovych

Charkiw

Natalia Kondratovych lebte in der Stadt Charkiw, wo sie ihr ganzes Leben lang als Näherin arbeitete. Sie nähte Damenmäntel und Sportanzüge. Sie schuf schöne Dinge für Frauen, hatte wahre Freude an ihrer Arbeit und lebte dafür. Doch dann kam der Krieg und nahm ihr nicht nur ihre geliebte Arbeit, sondern auch ein friedliches, ruhiges Leben.

In den ersten beiden Monaten versteckte sich Frau Natalia vor den Angriffen in Kellern und Luftschutzbunkern. Sie verließ die Unterkunft mit ihren Nachbarn nur, um Essen für sich und die Freiwilligen zuzubereiten, die ihr ständig halfen und sie unterstützten. Die Schaufel wurde zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel für den Fall, dass der Ausgang aus dem Keller blockiert wird, und so ließ sie die Schaufel keine Minute lang zurück.

Als sich die Gelegenheit ergab, machten sich ihre Tochter Olha und ihr achtjähriger Enkel Maksym auf den Weg in die Stadt Sumy. Doch wenige Tage später wurde diese Stadt von russischen Soldaten besetzt und die Familie befand sich in einer Besatzungszone.

Natalia konnte aufgrund der Sorgen um ihre Tochter und ihren Enkel und des ständigen Beschusses nicht schlafen und war ständig psychisch angespannt und gestresst. Der schlimmste Moment für die Familie war, die besetzte Stadt durch den grünen Korridor zu verlassen. Frau Natalia wusste, dass die Besatzer die Konvois beschossen, Mädchen und Frauen aus Autos zerrten und vergewaltigten und ihnen Telefone und Geräte wegnahmen, und wartete voller Entsetzen auf Neuigkeiten von ihrer Tochter. An ihre eigene Sicherheit konnte sie erst denken, als sie erfuhr, dass ihre Verwandten in die von der Ukraine kontrollierten Gebiete geflohen waren. Durch ihre Freunde half die Tochter ihrer Mutter, Charkiw zu verlassen. Und später landete die Frau in unserer Notunterkunft im Dorf Wojnyliv.

„Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, hier zu leben. Ich fühle mich hier zu Hause. Ich konnte mich beruhigen und fühle mich sicher. Wir sind als eine Familie hier. Aber wenn ich mich an mein früheres Leben erinnere und an alles, was meine Familie und ich erlebt haben, weine ich … Sehr schwere Erinnerungen …“, erzählt Frau Natalia mit Tränen in den Augen.

Das fürsorgliche und offene Personal der Notunterkunft sowie Mal- und Diamantmosaikarbeiten helfen Frau Natalie, sich vom Stress zu erholen und zu einem normalen Leben zurückzukehren. Die entstandenen Bilder schmücken nun die Wände der Notunterkunft und erfreuen die Bewohner und Mitarbeiter.