Liudmyla Chypinoha
Cherson


Liudmyla Chypinoha verlor durch den Krieg ihr Zuhause, verlor jedoch nicht den Glauben an die Freundlichkeit der Menschen. Vor der groß angelegten Invasion lebte die 59-jährige Frau in Cherson. Leider gibt es keinen Ort, an den sie zurückkehren kann, von ihrem Haus ist nichts übriggeblieben. Derzeit ist ihr Zuhause die Notunterkunft in Voynyliv.
Der Lebensweg einer Frau ist nicht einfach. Als sie 8 Jahre alt war, starb ihre Mutter. Das Mädchen blieb ohne ihre engsten Angehörigen zurück und wuchs ab der vierten Klasse in einem Internat auf. Dort entdeckte sie ihren Wunsch, Gesellschaftstänze zu lernen.
Mit einem Lächeln erinnert sie sich an ihren Partner Leonid und daran, wie sie bei Wettbewerben Preise gewannen. Tanzen war ihre Leidenschaft, ein Hauch von Freiheit und Freude.
Nach der Schule besuchte das Mädchen die Medizinische Fakultät in Cherson und arbeitete dann einige Zeit als Krankenschwester in der regionalen Ambulanz für Dermatologie und Venerologie in Cherson.
Das Schicksal wollte, dass Frau Liudmyla die Medizin aufgab und in einer Fabrik für Gelenkwellen zu arbeiten begann. In dieser Zeit hat sie geheiratet. Den zukünftigen Ehemann lernte sie in der Schule kennen, sie saßen auf demselben Schulbank.
„Es war eine solche Liebe, dass sogar die Lehrer überrascht waren. Wir haben geheiratet, er lernte in einem anderen Ort, aber er kam immer wieder. Bald wurde ich schwanger und bekam eine Tochter, und er begann, sich von mir zu distanzieren, kam und schrieb immer seltener. Dann fand ich heraus, dass er noch eins hatte“, erinnert sich Frau Liudmyla mit Tränen in den Augen.
Sie hat nie wieder geheiratet und ihr Kind alleine großgezogen. Die Frau freut sich nun sehr für ihre Tochter: Sie hat bereits geheiratet und ein Mädchen zur Welt gebracht. Wegen des Krieges gingen ihre Verwandten nach Deutschland.
Auch für Liudmyla selbst war die feindliche Invasion ein Grauen. Sie lebte in einem Dorf in der Nähe von Cherson, welches der Feind niederbrannte. Ihr Haus wurde bombardiert – nichts blieb davon übrig. Die Frau wurde nach Odessa evakuiert, wo sie vorübergehend in einem Heim lebte. Später rieten ihr freundliche Menschen, nach Voynyliv zu gehen.
„Ich fühle mich hier sehr wohl, es ist wie im Paradies.“ Nach all den Explosionen herrscht hier Frieden. „Sehr nettes Personal und sehr nette und freundliche Leute“, bedankt sich die Frau und kann ihre Tränen nicht zurückhalten.