Hanna Slabinska

Selidowe, Oblast Donezk

Hanna Slabinska war schon immer ein aktiver Mensch. Auch heute noch, mit 81 Jahren, kann sie sich ein Leben ohne Arbeit für die Seele nicht vorstellen – Nähen, Stricken oder Malen nach Zahlen.

Sie ist in Selidove in der Region Donezk geboren und aufgewachsen. In einer großen Familie mit vier Kindern. Sie hatte drei Brüder und fühlte sich daher immer beschützt. „Es war, als wäre man hinter einer Steinmauer“, erinnert sie sich mit einem warmen Lächeln. Gemeinsam halfen sie ihren Eltern im Haushalt, im Garten und pflegten den Garten. Es gab viel Arbeit, aber es war eine Zeit, in der die Hände immer beschäftigt waren und die Herzen Frieden fanden.

In ihrer Jugend absolvierte Hanna eine Ausbildung zur Schneiderin in Mariupol und lernte dort ihren zukünftigen Ehemann kennen. Doch das Leben führte dazu, dass sie außerhalb ihres Fachgebiets arbeiten musste: Auf einer Kolchose arbeitete sie als Buchhalterassistentin in Feldbrigaden.

In den letzten Jahren lebte sie in ihrer Heimatstadt Selidove, bis der Krieg sie vor die Entscheidung stellte: zu Hause bleiben oder am Leben bleiben. Der Beschuss wurde immer häufiger und eines Tages wurde ihr klar, dass es Zeit war zu gehen. Sie packte die notwendigsten Dinge zusammen und fuhr zu ihrer Tochter nach Odessa. Doch um ihre Tochter nicht zu belasten, stimmte die Frau dem Umzug zu. So fand die Notunterkunft in der Region Ivano-Frankivsk.

„Ich fühle mich hier wohl, wie zu Hause“, sagt Frau Hanna. Doch kürzlich stellte das Schicksal sie auf eine neue Probe: Aus Unachtsamkeit stürzte sie und erlitt einen Hüftbruch. Die Operation war nicht einfach, aber auch im Krankenhausbett saß Frau Hanna nicht untätig herum: Sie strickte einen Schal für ihre Enkelin.

Die größte Freude bereitet ihr jedoch das Malen. „Wenn ich male, vergesse ich alle meine Sorgen. Es ist wie eine Schutzreaktion des Körpers – man lässt sich von dem Vorgang mitreißen und die Seele beruhigt sich“, erzählt die Frau. Frau Anna zeigt gerne ihre Bilder. Ihr Lieblingsbild ist „Shevchenkos Hof“. Doch jetzt lebt in ihrem Herzen ein neuer Traum: ein Bild vom friedlichen Leben in der Ukraine zu malen.

„Ich kann nirgendwohin zurückkehren… Es tut sehr weh. Aber ich bin bereit, hier zu bleiben, bis der Krieg vorbei ist“, seufzt die Frau. Aber solange es Farben, Leinwand und Vertrauen in das Beste gibt, wird Frau Hanna weiterhin kreativ sein. Jeder ihrer Striche ist ein Gebet um Frieden, jede Zeichnung ist eine Geschichte darüber, wie die Liebe zum Leben Schmerz und Verlust überwindet.